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In seinem Vortrag behandelte Klaus Steinhilber den verantwortungsvollen Umgang mit dem Geld und berhrte dabei Fragen der Ethik und des christlichen Lebensstils. Außerdem beleuchtete er Hintergrnde und Tendenzen in der Eurofrage und in der Eurofinanzund Geldpolitik verbunden mit dem technisch richtigen Umgang mit dem Geld.

Referent: Klaus Steinhilber, Jahrgang 1940, verheiratet, 4 Kinder, Bankkaufmann und Diplomvolkswirt, leitete bis zu seiner Pensionierung 26 Jahre lang die Volksbank Plochingen eG. Im Ruhestand beschäftigt er sich insbesondere mit Glaubensfragen und hält Andachten in der Volksbank sowie Predigten in seiner Evang.-methodistischen Kirche, Bezirk Plochingen. Darber hinaus engagiert sich Klaus Steinhilber vorrangig in 2 Stiftungen, von denen er selbst eine gegrndet hat. Diese Stiftungen untersttzen mit erheblichen Beiträgen regelmäßig Not leidende Kinder in Afrika und Brasilien sowie Projekte der Altenarbeit in Plochingen und Umgebung..

Bericht aus der Gemeindezeitung "Turmuhr"

Männervesper am 8. Mai - Glaube und Geld
Erneut fand das Männervesper der Kirchengemeinde am 8. Mai großes Interesse. Wieder führten Thema und Referent zu einem vollbesetzten Trollingersaal der Remstalkellerei. Klaus Steinhilber, engagierter Christ, als früherer Vorstand der Plochinger Volksbank beruflich erfahren, sprach zum Thema Glaube und Geld.

Im ersten Teil seines Vortrags gab er Einblick in seine christlichen Grundsätze für den Umgang mit Geld und Besitz. Wenn Gott als Herr den ersten Platz bei einem Menschen einnimmt und Tun und Lassen bestimmt, ist die Gefahr schon gebannt, dass Geld durch Gier und Geiz ein unheilvolles Regiment ausübt. Gott als Schöpfer und eigentlicher Eigentümer vertraut uns die Güter der Erde zu treuer Haushalterschaft an, wir sind ihm rechenschaftspflichtig. So kann Geld seine gute Funktion als Zahlungsmittel bei Lohn und Güteraustausch spielen. Aus dieser Glaubenseinstellung leitete K. Steinhilber einleuchtende, ethische Regeln für den Umgang mit Geld und Gut ab: Erwirb, spare, gib so viel du kannst. Mit bekannten biblischen Geschichten machte er es anschaulich.

Erwirb mit all deiner Kraft, denn Arbeit ist keine Strafe Gottes und Jesus hat Geld nicht als Teufelszeug geschmäht. Sparen heißt, nicht hemmungslos Konsumgelüste befriedigen ohne Rücksicht auf den Aufwand und sich damit zum Konsumidioten machen lassen. Wie der verlorenen Sohn, der sein Erbe verprasste. Sparen heißt auch nicht Aufhäufen und Hamstern wie der reiche Kornbauer. Seine Triebfeder war Zukunftsangst, letztlich Angst vor dem Tod. Genau darin erweist sich der Gott Mammon als ungerecht, weil er gegen unsere Hinfälligkeit nicht hilft und dennoch hemmungslos Einsatz fordert.

Gib, so viel du kannst. Jesus selbst zeigte sich als großzügiger Geber und die Begegnung mit ihm machte viele großzügig, so dass sie mit ungerechtem Mammon Freude bereiteten und Freunde gewannen. K. Steinhilber riet zu Eigenvorsorge, um anderen nicht zur Last zu fallen und empfahl, was man entbehren kann, z.B. in Stiftungen einzubringen, aus denen Hilfe für Bedürftige geleistet wird.

Im 2. Teil nahm K. Steinhilber ausführlich Stellung zur Banken- und europäischen Staatsschuldenkrise. Er deckte Hintergründe und Einflüsse auf, die zu den negativen Entwicklungen beigetragen haben. Zur internationalen Bankenkrise, die vor 6 Jahren begann, kam es durch ein politisch initiiertes Programm, allen amerikanischen Bürgern Immobilienbesitz zu verschaffen und in Verbindung damit das Antidiskriminierungsgesetz, wonach niemandem eine Kreditaufnahme verweigert werden durfte. Das löste einen kreditfinanzierten Immobilienboom mit starken Preissteigerungen aus, mit sehr vielen mangelhaft gesicherten Kreditaufnahmen. Die Investmentbanken begannen einen extrem spekulativen Kredithandel mit so genannten Subprimederivaten, deren Risiko nicht durchschaubar war. Als es aus konjunkturellen Gründen zu Arbeitslosigkeit kam und Kredite nicht mehr bedient werden konnten, platzte die Immobilienblase und die Kreditsicherung durch erwartete Wertsteigerung verkehrte sich ins Gegenteil und löste die große Bankenkrise aus, für die Lehmann Brothers als herausragendes Beispiel steht. Bis heute sind die finanziellen Folgen nicht überwunden und für den Finanzsektor noch keine Regelungen getroffen, die eine Wiederholung solch einer Krise verhindern.

Klare Worte fand K. Steinhilber zur Eurokrise. Die Vorteile einer gemeinsamen europäischen Währung sind durch die gewaltigen Staatsverschuldungen extrem gefährdet. Für Deutschland beträgt sie bereits die Hälfte des gesamten Volksvermögens. In anderen europäischen Staaten ist das Missverhältnis noch größer. Als gravierende Fehlentwicklungen benannte der Referent die Verstöße gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt, als die vereinbarten Verschuldungsobergrenzen überschritten und der Haftungsausschluss für die Verschuldung anderer Staaten gebrochen wurde. Leider hat auch Deutschland Anteil am Scheitern des Stabilitätspaktes. Als Griechenland die Verschuldungsobergrenze nicht nur mit 3%, sondern mit 15% überschritt, kam es durch diesen Schock zur dramatischen Eurokrise, die aus dem Eurorettungsschirm bekämpft wird, für den letztlich die Steuerzahler bürgen, - Deutschland mit 27%. Ärgerlich, dass die Fiskaldisziplin vom Norden Europas nach Süden eklatant abnimmt, obwohl der durchschnittliche Reichtum in dieser Richtung zunimmt. Aufgeblähte Staatsapparate und die Wettbewerbsfähigkeit schwächende Einkommenssteigerungen erschweren die Lage zusätzlich. Der Weg zunehmender Staatsverschuldung gefährdet zunehmend das politische Vertrauen in Europa. Nun soll der Euroraum um jeden Preis dadurch erhalten werden, dass die EZB die Leitzinsen auf nur noch 0,5% gesenkt hat. Mit Geld aus der Notenpresse wird Schuldenfinanzierung verbilligt, gleichzeitig aber auch die Zinserträge gesenkt zum Nachteil der Sparer und Altersvorsorgeversicherungen. Wenn nicht alle Staaten ihre Verschuldung energisch umkehren, besteht ein großes Risiko, dass die Strategie der EZB scheitert. K. Steinhilber konnte nur das ernüchternde Fazit ziehen, dass es für Sparer derzeit keine sichere Anlageform gibt. Es bleibt allein die Möglichkeit, Vermögen zu streuen und nicht auf eine Anlageform zu setzen.
Dem Männervesper ist wieder eine erhellende Veranstaltung für aktuelle Vorgänge gelungen.

Wilhelm Birkenmaier

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